Das Niederwalddenkmal oberhalb von Rüdsheim am Rhein
Gestern bin ich mit Doxi von unserem Stellplatz in Oestrich-Winkel in östlicher Richtung zum Kloster Eberbach gewandert. Heute geht es in westlicher Richtung zum großen Niederwalddenkmal oberhalb von Rüdesheim. Hin und zurück sind das rund 21 Kilometer, wobei wir ein gutes Stück weit dem Rheinsteig-Wanderweg folgen.
Das Niederwalddenkmal liegt oberhalb der Weinlagen des Rüdesheimer Berges am Rand des Landschaftsparks Niederwald. Das 1883 eingeweihte Denkmal soll an die Einigung Deutschlands durch die Gründung des Deutschen Kaiserreiches im Jahr 1871 erinnern.
Im Mittelpunkt des Denkmals steht eine 12 Meter hohe Germania, auf einem Sockel vor einem Thron im altdeutschen Stil mit Adlerwangen. Mit der rechten Hand hält sie die lorbeerumkränzte Reichskrone empor. Die linke Hand umfasst ein gesenktes Schwert.
Auf dem Sockel der Germania befindet sich die Hauptinschrift des Denkmals: „ZUM ANDENKEN AN DIE EINMUETHIGE SIEGREICHE ERHEBUNG DES DEUTSCHEN VOLKES UND AN DIE WIEDERAUFRICHTUNG DES DEUTSCHEN REICHES 1870 – 1871“.
Unterhalb des Sockels sind in einem Relief 133 Personen in Lebensgröße abgebildet. Im Zentrum sitzt König Wilhelm von Preußen zu Pferd. Um ihn herum sammeln sich links und rechts die Generäle und Fürsten aus Nord- und Süddeutschland.
Das patriotische Denkmal zieht seit seiner Einweihung viele Touristen an. Ab 1885 fuhr die Niederwaldbahn von Rüdesheim hinauf zum Niederwald, Sie wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. Seit 1954 führt stattdessen eine Kabinenseilbahn zu dem hoch über der Stadt liegenden Denkmal.
Luftbild der Abtei St. Hildegard (Foto Tiggr)
Auf dem Weg zurück nach Winkel kommen wir an weiteren sehenswerten Bauwerken vorbei: Bei Eibingen passieren wir die Abtei St. Hildegard, ein Benediktinerinnenkloster, das zwischen 1900 und 1904 von Benediktinerinnen aus der Abtei St. Gabriel in Prag errichtet wurde und in der Nachfolge der heiligen Hildegard von Bingen steht.
Das im neoromanischen Stil neu erbaute Kloster wurde von Fürst Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg gestiftet. Es gehört zur Beuroner Kongregation und wurde von den Künstlermönchen der Beuroner Kunstschule ausgemalt.
Luftbild von Schloss Johannisberg (Foto Fritz Geller-Grimm)
Drei Kilometer weiter östlich laufen wir bei Geisenheim durch den Weinberg unterhalb von Schloss Johannisberg, der sich exakt auf dem 50. Breitengrad befindet. Das Schloss beherbergt ein traditionsreiches Weingut, das sich als das erste Riesling-Weingut der Welt bezeichnet.
Seine 35 Hektar umfassende Lage zählt zu den besten des Rheingaus.. Heute befindet sich die Domäne zu 100% im Besitz der zur Oetker-Gruppe gehörenden Henkell & Söhnlein Sektkellereien KG.
Der jährliche Beginn der Weinlese und die Erntequalität werden seit dem Jahr 1784 lückenlos protokolliert. In diesen Verzeichnissen spiegelt sich bereits die globale Erwärmung wider: fiel der mittlere Lesebeginn in den 1890er Jahren noch auf den 2. November, so verschob er sich bis in die 1950er Jahre auf den 16. Oktober. In den 1990er Jahren begann die Lese dann im Mittel am 9. Oktober.
Der Legende nach ist die Anlage des Weinbergs auf Karl den Großen zurückzuführen. Um 1100 schenkte der Mainzer Erzbischof Ruthard ihn dem Mainzer Benediktinerkloster Sankt Alban, das dort eine neue Mönchsgemeinschaft einrichten sollte. Das neue Kloster wurde dem heiligen Johannes geweiht und war in der Anfangszeit ein Doppelkloster mit einer angeschlossenen Frauenklause.
Nach dem Niedergang und der Zerstörung des Klosters im späten Mittelalter wurde auf dem Weinberg ein dreiflügeliges barockes Schlossgebäude errichtet. Die heute neben dem Schloss weithin sichtbare Basilika ist eine Rekonstrukton im strengen romanischen Stil des 12. Jahrhunderts. Sie ist Johannis dem Täufer gewidmet.